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Arbeitssicherheit im Industrieservice: "Nachhaltigkeit heißt: Safety first"

Die Bedeutung der Arbeitssicherheit in der Prozessindustrie steigt von Jahr zu Jahr. Welche Hebel gibt es, um den Arbeitsschutz weiter zu verbessern? Welche Zukunftstechnologien können dabei unterstützen? Antworten von Fred Lütkenhaus, Head Corporate HSEQ bei Bilfinger. 

Insbesondere bei Instandhaltungs­arbeiten kommt es in der Prozess­
industrie vergleichsweise häufig zu Unfällen. Woran liegt das?

Hierfür gibt es mehrere Gründe: Zum einen stehen Instandhaltungsarbeiten immer unter Zeitdruck. Denn diese sollen ja Fehler oder Störungen beseitigen, die den Produktionsbetrieb unterbrechen oder behindern. Zum anderen erfolgt die Arbeit häufig unter schwierigen Bedingungen wie Enge, Hitze oder Absturzgefahr. Außerdem sind Instandhaltungsarbeiten immer „außergewöhnliche“ Situationen, bei denen es zu ungeplanten Ereignissen kommen kann. Dies gilt insbesondere dann, wenn sich Tätigkeiten zeitlich oder räumlich überschneiden, also mehrere Gewerke nebeneinander aktiv sind. In diesen Fällen bestehen aufgrund der dann schnell steigenden Komplexität die größten Gefährdungen.

Wie behält man in solchen Situationen den Überblick?

Wichtig ist, dass es eine zentrale Einheit gibt, die sämtliche Abläufe steuert. Sie muss alle potenziellen Gefährdungen im Auge haben und für gefährliche Arbeiten ihr Einverständnis erteilen. Mithilfe von täglich zu aktualisierenden Erlaubnisscheinen, in denen die Gefährdungsbeurteilungen und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen beschrieben werden, stellt sie sicher, dass mit den Arbeiten erst begonnen wird, nachdem alle erforderlichen Arbeitsschutzmaßnahmen ergriffen wurden. Damit alles reibungslos funktioniert, müssen aber auch die ausführenden Einheiten mit diesen Erlaubnisscheinen umgehen und sie prüfen können. Von großem Vorteil ist dabei, wenn sich die beteiligten Partner schon längere Zeit kennen und die Prozesse detailliert aufeinander abgestimmt sind. Die zunehmende Digitalisierung von Abläufen in der Instandhaltung hilft dabei sehr.

Die Remote-Steuerung, die Augmented-Reality-Technologie und eine immer intelligentere Sensorik haben große Potenziale, um die Arbeitssicherheit zukünftig weiter zu erhöhen."

Fred LütkenhausHead Corporate HSEQ bei Bilfinger

Worin sehen Sie den wichtigsten  Hebel, um die Arbeitssicherheit bei Instandhaltungs­ und Wartungsarbeiten zu erhöhen?

Die wichtigsten Hebel sehe ich in der Qualifikation und Sensibilisierung der Vorgesetzten und Mitarbeitenden. Denn alle Vorrichtungen und Vorkehrungen zum Arbeitsschutz sind nichts wert, wenn sie nicht penibel eingehalten und bestenfalls intrinsisch umgesetzt werden. Die meisten Unfälle lassen sich heute leider darauf zurückführen, dass die Mitarbeitenden – nicht selten aufgrund von Zeitdruck, Aufgabenfülle oder Schlendrian – Sicherheitsregeln nicht ausreichend mit Leben füllen und schnell eine Problemlösung herbeiführen wollen, dabei aber ihre eigene Sicherheit und die ihrer Kolleginnen und Kollegen (Brother‘s Keeper Attitude) aus den Augen verlieren. Ein derartiges Verhalten gilt es, unbedingt zu verhindern. Und dies ist – neben Audits und Kontrollen – nur möglich, wenn die Fach- und Führungskräfte permanent in Fragen des Arbeitsschutzes qualifiziert und sensibilisiert werden. Einen weiteren Hebel bildet die Methode der verhaltensbasierten Arbeitssicherheit (Behavior Based Safety), die wir künftig vermehrt einsetzen wollen. Gleiches gilt für noch gründlichere Analysen der in unserem guten Berichtssystem ACTIVE vorhandenen Daten.

Welche Bedeutung hat die Arbeits­sicherheit bei der Vergabe von Aufträgen?

Arbeitssicherheitskennzahlen sind mittlerweile regelmäßiger Bestandteil von Ausschreibungen in der Prozessindustrie und werden immer wichtiger. Zeigen Industriedienstleister hier eine überdurchschnittliche Performance, erhöht dies die Beauftragungswahrscheinlichkeit deutlich. Dies gilt aber nicht nur bei der Vergabe von Aufträgen. Versäumnisse können auch zum Verlust von bestehenden Aufträgen und natürlich auch zu hohen Vertragsstrafen und Schadenersatzforderungen führen. Diese stark gestiegene Bedeutung von Arbeitssicherheit begrüßen wir bei Bilfinger sehr, denn die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeitenden und externen Partner hat höchste Priorität.

Wie haben sich die Unfallzahlen bei Bilfinger in den vergangenen Jahren entwickelt?

Wir verfolgen schon seit vielen Jahren das Ziel, in unserem Umfeld führend in der Unfallprävention zu sein. Dazu haben wir im Rahmen der Initiative „Safety-Works“ zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, um die Arbeitssicherheit in allen Bereichen immer weiter zu verbessern. Dadurch haben sich unsere konzernübergreifenden Kennzahlen sehr gut entwickelt. Die Arbeitsunfälle mit Ausfalltagen lagen im vergangenen Geschäftsjahr mit einer Unfallquote von 0,21 pro 1.000.000 Arbeitsstunden in unserer Branche auf international führendem Niveau. Für uns ist Arbeitssicherheit ein zentrales Element von Nachhaltigkeit. Nachhaltig heißt bei Bilfinger daher auch: Safety first.

Welche zukunftsweisenden Technologien haben Ihrer Meinung nach Potenzial, die Arbeitssicherheit bei der Instandhaltung und Wartung zu erhöhen?

Es gibt mehrere interessante Entwicklungen: Zum einen trägt natürlich die zunehmende Digitalisierung zu einer höheren Arbeitssicherheit bei. Wenn von der Gefährdungsbeurteilung bis zum Abschluss der Tätigkeit sämtliche Arbeitsschritte digitalisiert sind, kann sich die Führungskraft mehr auf die eigentliche Aufgabe konzentrieren. Auch die Dokumentation von Gefährdungssituationen und Beinahe-Unfällen mithilfe einer App fördert die Arbeitssicherheit, weil diese Daten systematischer erfasst und ausgewertet werden können. Große Potenziale haben aber auch die Remote-Steuerung sowie die Augmented-Reality-Technologie bei Instandhaltungs- und Wartungsaufgaben. Mit ihrer Hilfe erhalten die Mitarbeitenden zusätzliche Informationen über Arbeitsschritte und deren mögliche Gefährdung. Und viele Impulse erwarte ich auch durch eine immer intelligentere Sensorik, die neben einer Predictive Maintenance auch zur Analyse und Behebung von Fehlern wesentlich beitragen kann.

Fred Lütkenhaus
Head of Corporate HSEQ bei Bilfinger

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